Deutsche werden wieder öfter als Nazis beschimpft. Zugleich sollen sie Europa führen. Und die jüngere Generation will sich nicht mehr schuldig fühlen. Eine Reise in die Zukunft unserer Vergangenheit.
Ich bin noch in Hörweite des Holocaust geboren, 1960 war das. Wir Schüler der Sechziger und Siebziger kennen den Nazi-Sound nicht nur aus dem Fernsehen, sondern auch von alten Männern vorn am Pult. Zudem fiel es mir leicht, Zugang zum Schweren zu finden, weil die Propagandabücher des Großvaters im Regal standen, auch Mein Kampf. Ich habe Aschenbecher mit Hakenkreuzen in Familienschränken gefunden und Orden, die nicht ehren. Die spätere Politisierung vertiefte den Vergangenheitsbezug. Über den Holocaust nachzudenken, sich in die Kollektivverantwortung zu stellen, das galt immer als Mindestvoraussetzung, um in Deutschland Politik machen oder darüber schreiben zu können. Und ich übernahm historische Verantwortung, selbst wenn das schon wieder eine von diesen offiziös klingenden Formulierungen ist, die ich selbst nicht mehr hören mag.>mehr.
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